Die Rettungshundestaffel Haßberge trainiert Personensuche in der Stadt und im Wald
Hinter dem Torbogen direkt unter dem Zeiler Hexentrum kauert eine Person. Die Hündin namens "Urgel" soll sie verlässlich in ihrem Versteck aufspüren. An diesem Morgen handelt es sich aber um einen Trainingsdurchlauf für die siebenjährige Hündin. Urgel ist eine ausgebildete und geprüfte Rettungshündin, ihr Frauchen eine von 23 Mitgliedern der Rettungshundestaffel Haßberge.
Mit ihren Hunden spüren sie vermisste Personen auf. Viele Hunde befinden sich aber noch in der Ausbildung. Ein "fertiger" Rettungshund wie Urgel muss dafür dem ganz persönlichen Duft der gesuchten Person folgen können - Mantrailing nennt sich diese Art der Individual-Personensuche mit einem Vierbeiner. Zeitgleich trainiert der Rest der Staffel im Wald bei Bischofsheim die Flächensuche.
Brigitte Fiedler hält der Hündin Urgel eine Plastiktüte mit einem Taschentuch vor die Schnauze. Ganz dicht, dass Urgel nur den Duft der Person einatmet, die sie heute suchen soll. Nach dem Startkommando geht es los. Die Labrador-Mischlingshündin schnüffelt kurz am gepflasterten Boden des Zeiler Marktplatzes und stürmt gleich in eine Gasse. Ihre Besitzerin hält sie an einer langen Schleppleine und folgt Urgel joggend. "Beim Mantrailing hat der Hund die Aufgabe, den Hundeführer zu führen", erklärt Brigitte Fiedler, stellvertretende Fachdienst- und Ausbildungsleitung. "Die Leine ist dabei wie ein verlängerter Arm." Außerdem soll die Leine gewährleisten, dass der Hund nicht zu schnell wird. Denn Urgel hat trotz einer Missbildung am Hals viel Power. Deshalb hatte die Hündin einen schweren Start ins Hundeleben und sollte sogar eingeschläfert werden. Das hatte Tierärztin Brigitte Fiedler nicht übers Herz gebracht. Deshalb hat sie die schwarze Labrador-Hündin aufgepäppelt.
Und siehe da: Heute ist Urgel trotz ihrer Einschränkung eine begeisterte und mehrfach geprüfte Rettungshündin, die das Mantrailing beherrscht. Deshalb findet sie an diesem Morgen die versteckte Person ziemlich schnell. "Als Anzeigeform springen die Hunde die entsprechende Person an" so Brigitte Körpert, Fachdienstleitung der Rettungshundestaffel Haßberge. So weiß der Hundeführer genau, um welche Person es sich handelt.
Das Mantrailing eignet sich für die Personensuche in der Stadt. Hierbei soll der Hund einem bestimmten Geruch folgen. Diese Individualsuche ist schwierig. "Beim Mantrailing kann eine vermisste Einzelperson auch auf einem gutbesuchten Weihnachtsmarkt wiedergefunden werden", so Brigitte Körpert. Auf diese Weise konnten schon viele Menschen, die beispielsweise aus dem Altenheim verloren gegangen sind, wiedergefunden werden.
Nur wenige der ausgebildeten Rettungshunde beherrschen diese schwierige Art der individuellen Personensuche. Der Großteil der Rettungshundestaffel wird bei der Flächensuche eingesetzt. Hierbei läuft der Hund frei und spürt Menschen - egal wen - in weiträumigen Gebieten wie Wäldern auf. "Das können Pilzsucher, Wanderer oder irgendwelche anderen Personen sein, die sich im Wald aufhalten", erklärt Brigitte Körpert.
Hat ein Flächenhund einen Menschen ausfindig gemacht, bellt er, damit ihm sein Hundeführer folgen kann. Um ihn beim Einsatz besser zu erkennen, trägt der Hund an seiner Weste Glöckchen und ein Licht. Diese Weste kennzeichnet das Tier außerdem eindeutig als Rettungshund.
Ein fertig ausgebildeter Rettungshund trägt immer eine Prüfplakette bei sich, die an eine TÜV-Plakette erinnert. "Die Prüfung gilt immer nur 16 Mo
nate", so Brigitte Körpert. "Vor Ablauf dieser Zeit kann man den Hund auch berenten lassen". Das hat auch Ausbilderin Diana Herz mit ihrem alten Hund Jasper getan. Gerade führt sie eine junge Bordercollie-Hündin namens Lotte ins Mantrailling ein.
Als Rettungshund eignet sich eigentlich jeder Hund, der gerne Gerüche aufnimmt und sich nicht leicht ablenken lässt. Das müssen nicht immer sogenannte "Schweißhunde" sein. Lotte ist zum Beispiel ein Bordercollie, also ein Hütehund. "Ob sich die Hunde wirklich eignen, merkt man mit der Zeit", schätzt Brigitte Körpert ein. Intelligent sollte der Hund auf jeden Fall sein. Deshalb hat es auch ein kleiner Jack-Russel-Terrier als Flächenhund ins Team geschafft, obwohl die Aufgaben großen Hunden natürlich leichter fallen. Denn das Training ist anstrengend und zeitaufreibend. "Man muss vorher wissen, worauf man sich einlässt", mahnt Brigitte Körpert. Für den Hundebesitzer bedeutet das neben Hundetraining und Ausbildungen beim Bayrischen Roten Kreuz auch Einsatzzeiten rund um die Uhr. "Meistens wird man gerufen, wenn man gerade ins Bett möchte".
Wie jede ehrenamtliche Gruppe ist die Rettungshundestaffel Haßberge auf Spenden angewiesen. Eine komplette Ausrüstung für Hund und Hundeführer hat nämlich einen satten Preis. "Wir werden natürlich auch vom BRK mitunterstützt, aber bei direkten Spenden helfen uns natürlich immer weiter", so Brigitte Körpert. Beispielsweise konnten so schon Ortungsgeräte angeschafft werden, die dem Hundeführer genau zeigen, wo sich sein Tier im Wald befindet.
Ihre Unterstützung
Spendenkoto des Bayerischen Roten Kreuzes:
Kontonummer: 80 440
Bankleitzahl: 793 517 30
Kennwort "Rettungshunde"
Es können auch Trainingsgebiete wie Wald, Feld, Flur, Kiesgruben, Uferbereiche, Firmengelände, Abbruchgrundstücke oder ähnliches für die Sucharbeit zur Verfügung gestellt werden.
Viele unterschiedliche Trainingssituationen helfen dabei, die Hundeführer, Helfer und die Hunde optimal auszubilden