Bürgermeister Thomas Stadelmann gewinnt die Wette mit dem Roten Kreuz: Die Zeiler Bürger haben fast 1900 Altkleidersäcke persönlich zur Sammelstelle gebracht.
ZEIL -
„Wir schaffen das!“ Bürgermeister Thomas Stadelmann ist sich schon am frühen Samstagmorgen seiner Sache sicher: Dass es die Zeiler Bürger schaffen, an der Sammelstelle des Roten Kreuzes am Tuchanger persönlich 1000 mit Altkleidern gefüllte Säcke abzugeben, daran lässt er keinen Zweifel. Die Wette mit dem BRK will er gewinnen. Knapp zwei Stunden später, kurz nach 10 Uhr, wird seine Zuversicht belohnt: 1000 Säcke sind bereits angeliefert und auf einen Sattelzug verladen worden. Doch ein Ende ist noch lange nicht in Sicht.
Gegen Mittag werden es 1890 Altkleidersäcke sein, die die Zeiler zur Sammelstelle gebracht haben – mit dem Auto, mit dem Anhänger, in Kleinbussen oder gar mit dem Handwagen. Eine ganze Stadt auf den Beinen für einen guten Zweck, Zusammenhalt und Wir-Gefühl sind spürbar bei den Begegnungen an diesem Morgen. Strahlende Gesichter, kurze Unterhaltungen, gegenseitiges Schulterklopfen – und immer wieder Säcke aus Fahrzeugen entladen und in den Sattelzug hieven. Eine Stadt packt gemeinsam an.
Mit Begeisterung unterstützen die Zeiler die Wettaktion zwischen Bürgermeister Thomas Stadelmann und dem BRK-Kreisverband Haßberge. „1000 Jahre Stadt Zeil – 1000 Altkleidersäcke“, so war die Aktion überschrieben, die sich die beiden BRK-Mitarbeiterinnen Ingrid Böllner und Simone Gilley ausgedacht hatten. „Die Jubiläumsveranstaltungen der Stadt Zeil haben mich so begeistert, dass ich mir überlegt habe: Was könnten wir denn gemeinsam machen“, verrät Böllner. Im Gespräch mit ihrer Kollegin Simone Gilley wurde die Idee geboren: „Lass uns wetten!“
Bürgermeister Thomas Stadelmann wurde die Wette vorgeschlagen, und er stieg sofort darauf ein. Der Wettstreit hatte begonnen. So mobilisierte der Bürgermeister in den vergangenen Wochen die Bürger von Zeil, machte persönlich eifrig Werbung, sprach Passanten an und rief im Amtsblatt der Stadt zum Mitmachen auf. Anfangs noch ein wenig skeptisch, ob das Vorhaben gelingen könnte, war Stadelmann schon bald überrascht von der Begeisterung der Bürger. Immer wieder kamen welche ins Rathaus und in den Bauhof, um dort vom BRK zur Verfügung gestellte Altkleidersäcke abzuholen. Zeitweise waren sie vergriffen, so dass der Bürgermeister beim Roten Kreuz kurzerhand nochmal Dutzende Säcke nachorderte. So wettet Thomas Stadelmann also, dass er es schafft, die Zeiler zur persönlichen Abgabe von 1000 Säcken am Sammeltag am Tuchanger zu bewegen. Das Rote Kreuz hielt dagegen.
Gewonnen haben unter dem Strich beide: Zeil und das BRK. Die Stadt Zeil und ihre Einwohner haben einmal mehr bewiesen, dass sie zusammenstehen für eine gute Sache und das BRK freut sich über die tolle Beteiligung und die vielen Säcke. Der Erlös aus dem Verkauf kommt schließlich der Rotkreuz-Arbeit im Landkreis und damit wieder den Bürgern zugute.
„Die Idee war absolut super und es hat wirklich richtig Spaß gemacht“, bilanziert Stadelmann am Montag. „Gewonnen habe nicht ich die Wette, sondern die Zeiler Bevölkerung, die total super unterstützt hat.“ Es kamen sogar Mitbürger mit dem Fahrrad, dem Rollator und einer sogar mit dem Kinderwagen. „Es war echt der Wahnsinn“, zeigt sich der Bürgermeister sichtlich erfreut.
Sein Dank gilt auch den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des BRK, ohne deren Einsatz derartigen Sammlungen gar nicht möglich wären. Vom Engagement der Ehrenamtlichen ist Thomas Stadelmann so angetan, dass er seinen Wetteinsatz, den er nur bei verlorener Wette hätte erbringen müssen, trotzdem erfüllt: „Ich werde im nächsten Jahr bei der Frühjahrssammlung im März unterstützen und selbst mit anpacken.“
Für alle Spender von Altkleidern ist der Bürgermeister voll des Lobes. „Ob jung oder alt, alle haben hervorragend mitgezogen. Schön war auch, dass einige sich besonders bemüht haben und sogar noch von außerhalb Säcke besorgt haben oder ein zweites Mal gekommen sind.“
Sogar aus Knetzgau, Wülflingen und Altershausen seien Leute da gewesen. „Die Aktion war wiederum ein tolles Gemeinschaftserlebnis in unserem Jubiläumsjahr, genau das, was unser Ziel war“, beschreibt Stadelmann. „Ein Jahr von Zeil für Zeil. Das war ein wunderbarer Beleg dafür, dass es nur zusammen geht!“
Vom Engagement des Bürgermeisters und aller Zeiler zeigt sich auch BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger angetan. Er war am Samstagmorgen nach Zeil gekommen, um selbst mit anzupacken und den Beginn der Aktion mitzuverfolgen. „Ich danke Bürgermeister Stadelmann und den Bürgern sehr für ihr Engagement für das Gemeinwesen“, sagt Greger. Der Erlös aus dem Verkauf der Altkleidersäcke kommt nach seinen Worten der verbandlichen Jugendarbeit zugute und wird ebenso in soziale Projekte des Roten Kreuzes investiert. Allen ehrenamtlichen Rotkreuzhelferinnen und -helfern dankte er für deren unermüdlichen Einsatz.
„Einfach toll, das war eine super Aktion“, freut sich Ingrid Böllner, eine der beiden Ideengeberinnen des BRK. „Wir haben am Samstag viele begeisterte Bürger kennen gelernt und einen begeisterten Bürgermeister Stadelmann erlebt.“ Dem pflichtet ihre Kollegin Simone Gilley, selbst Zeilerin und ehrenamtlich in der BRK-Bereitschaft Zeil tätig, bei: „Ich war richtig begeistert von den Zeiler Bürgern, die mit so viel Begeisterung bei der Sache dabei waren, auch vom Einsatz einzelner, die Altkleidersäcke mit Handwagen, Anhängern und Kinderwagen vorbeigebracht haben.“
1890 abgegebene Altkleidersäcke sprechen nach Gilleys Worten für sich: „Auf die Zeiler ist Verlass. Wenn es darum geht, zusammen zu halten, sind sie da und unterstützen ihre Stadt und ihren Bürgermeister, der natürlich auch tatkräftig mit angefasst und die Säcke mit verladen hat.“ Nie hätte Simone Gilley damit gerechnet, was für ein Ausmaß diese Aktion bekommen würde: „Aus einer kleinen Idee wurde mit vielen helfenden Händen und großem Einsatz eine super Aktion und ein Erlebnis, über das wir sicherlich noch lange sprechen werden.“
Diese Begeisterung ist auch bei den Zeilern zu spüren. Gerd Kempka ist einer der ersten, die am Morgen, kurz nach 8 Uhr, am Tuchanger vorfahren. Drei Altkleidersäcke holt er aus dem Kofferraum und überreicht sie den Rotkreuzhelfern. „Eine tolle Idee“, findet er, von der er aus der Zeitung erfahren hat. Josef Scheuring hat sechs Säcke dabei: „Die hat meine Frau gepackt und mir gesagt, ich soll sie hier abgeben.“ 1000 Jahre Zeil – 1000 Altkleidersäcke: So lasse sich Schönes mit Nützlichem und einem guten Zweck verbinden, befindet Doris Schlund. Sie hat zuhause fleißig nicht mehr brauchbare Klamotten aussortiert, 25 Säcke bringt sie zur Sammelstelle: „Auf dem Weg hierher habe ich in meiner Straße auch Säcke von älteren Nachbarn mitgenommen, die nicht selbst kommen können.“
Applaus gibt es von den Rotkreuzhelfern und Bürgermeister Thomas Stadelmann, als gegen 8.30 Uhr Tanja Hamm mit einem Handwagen ankommt. Auf ihm: Tochter Lena (6 Jahre) und fünf große, prall gefüllte Säcke. Sie hat von der Wette via Facebook erfahren und war sofort angetan: „Eine klasse Idee, ich finde das witzig.“
Als kurz vor 9 Uhr dann Michael Brehm, Stadtrat in Zeil und Wirtschaftsförderer am Landratsamt Haßberge, mit einem großen Anhänger voller Säcke am Tuchanger Halt macht, ist den Rotkreuzlern klar, dass sie die Wette vermutlich verlieren werden. Allein Brehm und seine Familie haben rund 50 Säcke an Bord, auch Tochter Nina hat aussortiert und die Aktion unterstützt. Und ebenso bei Bekannten hat er gefüllte Säcke abgeholt. „Eine gute Aktion für einen guten Zweck“, freut sich Brehm.
Der Zustrom von Zeilern mit immer mehr Säcken reißt nicht ab. So kann Bürgermeister Thomas Stadelmann schon gegen 10 Uhr voller Stolz verkünden: „Wette gewonnen, wir haben es geschafft!“ Das BRK wird ihn und dem gesamten Stadtrat nun zu einem kostenlosen Erste-Hilfe-Kurs einladen.
Doch der Bürgermeister wartet am Samstag noch mit einer Überraschung auf: Spontan hat er mit seiner Ehefrau Monika zusammen Bratwürste, Brötchen und Getränke organisiert, hat einen Grill dabei und schürt die Kohlen an: Die Zeiler und Helfer werden mit einem Imbiss versorgt, schließlich kostet das Schleppen der schweren Altkleidersäcke ganz schön Kraft. 150 Paar Bratwürste haben die Stadelmanns verkauft. Den Gesamterlös von 300 Euro spendet das Ehepaar der BRK-Bereitschaft Zeil für deren Jugendarbeit. Was den Bürgermeister besonders freut: Die Brauerei Göller, die Metzgerei Hertlein und die Bäckerei Kolb haben ihm Getränke, Bratwürste und Brötchen kostenlos zur Verfügung gestellt. „Das ist Zeil, einfach toll“, bringt es Simone Gilley auf den Punkt.
PM 058 / 2018. Text & Fotos: Michael Will / BRK.