Mit vier Pfoten und allen Sinnen im Einsatz
Die BRK-Rettungshundestaffel Haßberge leistet wertvolle Hilfe bei Vermisstensuchen. Heuer wurde sie schon 54-mal alarmiert. Im neuen Jahr benötigen die Helfer und ihre Hunde ein neues Einsatzfahrzeug und hoffen auf viele Spenden.
HASSFURT - „Urgel“ hat sich seit Jahren über die Landkreisgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Die neun Jahre alte Labrador-Mischlingshündin von der Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Haßberge ist so etwas wie ein alter Hase auf dem Gebiet der Personensuche. Immer wieder gelingt es der Mantrailer-Hündin zusammen mit ihrer Hundeführerin Brigitte Fiedler Vermisste zu finden. Zielstrebig verlässt sich „Urgel“ dabei auf ihre Supernase, die den Geruch eines Menschen über viele Kilometer hinweg und auch noch nach Tagen aufspüren und so Rettungsmannschaften zielstrebig zu dem Gesuchten führen kann.
Damit die kaltschnäuzigen Vierbeiner mit ihren Hundeführern auch künftig schnell und effektiv helfen können, muss jetzt ein neues Einsatzfahrzeug angeschafft werden, mit dem die Besatzungen zu Einsätzen fahren können. Dabei ist das BRK auf Spenden aus der Bevölkerung und von Unternehmen angewiesen, denn das Fahrzeug wird nicht aus öffentlichen Mitteln gefördert, sondern muss aus Eigenmitteln des Bayerischen Roten Kreuzes Kreisverband Haßberge und Spenden angeschafft werden.
Den Helferinnen und Helfern der im Jahr 2001 gegründeten Rettungshundestaffel, die diesen wertvollen Dienst allesamt ehrenamtlich erbringen, ist es deshalb ein großes Anliegen, auf ihre Spendenaktion aufmerksam zu machen. Rund 25.000 Euro Spenden werden benötigt, insgesamt kostet das Einsatzfahrzeug samt Ausstattung rund 50.000 Euro. Das Engagement der Ehrenamtlichen lobt BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger. Über 1400 ehrenamtliche Rotkreuz-Mitglieder setzen sich neben den Hauptamtlichen Jahr für Jahr für andere Menschen ein. „Wo wir gebraucht werden, da gehen wir hin!“, verdeutlicht er. Dieses Motto habe auch heuer wieder vor allem für die Helfer der Rettungshundestaffel gegolten, die von Januar bis heute 54 Einsätze bei Vermisstensuchen absolviert haben. Durchschnittlich bedeutet das alle sechs Tage einen Einsatz.
Alleine diese Zahl zeigt, wie wichtig die Rettungshunde sind, um Menschen aus Notlagen zu retten, die sich meist in hilfloser Lage befinden und mitunter dringend auf medizinische Hilfe angewiesen sind. Derzeit verfügt die Staffel über 27 Hunde, wie stellvertretende Staffelleiterin Brigitte Lutz aus Haßfurt sagt. Davon sind elf geprüfte Flächenhunde und jeweils einer Mantrailer und Trümmerhund. Weitere sieben Flächenhunde, vier Mantrailer und ein Trümmerhund sind in Ausbildung, bilanziert Ausbilderin Heike Iffland (Sendelbach). Des Weiteren gibt es auch „Rentner auf vier Pfoten“: Vier Hunde haben ihr aktives Einsatzleben bereits hinter sich.
Für die derzeit 21 aktiven Mitglieder der Rettungshundestaffel bedeutet ihr Ehrenamt ein hohes Maß an Engagement, sie investieren viel Freizeit für die Hilfe am Nächsten. Hundeführer Wolfgang Amend aus Ebern zählt neben den Einsätzen vor allem Übungen und Ausbildungen für Mensch und Tier auf. Denn nur wer gut ausgebildet ist, kann im Ernstfall wirkungsvoll helfen. 16 Mitglieder besitzen die abgeschlossene Fachdienstausbildung, elf davon mit geprüftem Hund und fünf im Moment ohne geprüften Hund. Alle Mitglieder verfügen zudem über eine Sanitätsausbildung San A/B, einer ist sogar Erste-Hilfe-Ausbilder.
Für Mantrailer-Hündin „Urgel“ sind solch statistischen Zahlen unwichtig. Für sie zählt nur eines: Vermisste zu finden! Wenn es im Einsatz in besonders dramatischen Fällen mitunter um Leben und Tod geht, es also darauf ankommt, ob ein Vermisster rechtzeitig gefunden und so vor gravierenden gesundheitlichen Schäden bewahrt wird, so ist das für „Urgel“ und ihre vierbeinigen Kollegen vor allem eines: ein Spiel. Die Hunde wissen nicht, dass sich die gesuchten Personen womöglich in lebensbedrohlicher Lage befinden. Für sie ist das Suchen ein Spiel, an dessen Ende es eine tolle Belohnung gibt: das Lieblingsspielzeug oder eine leckere Leberwurst. Und natürlich jede Menge Lob und Streicheleinheiten vom Hundeführer. Für einen Hund kann es nichts Schöneres geben.
Die meisten Einsätze, erzählt Ausbilderin Heike Iffland, sind nachts beziehungsweise bei Dunkelheit. Die Rettungshunde können helfen, Vermisste auch bei Dunkelheit und in unwegsamen Gelände zu finden. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Mantrailer und Flächenhunden beweist sich nach Worten der stellvertretenden Staffelleiterin Brigitte Lutz als bewährte Kombination.
Bei den in diesem Jahr absolvierten Einsätzen konnten durch die Rettungshunde fünf Menschen lebend, weitere acht leider nur tot gefunden werden. 18 Einsätze wurden durch die Polizei abgebrochen, weil die Vermissten wieder aufgetaucht sind. Weitere 27 Vermisste wurden durch Polizei, Feuerwehr oder Angehörige gefunden oder sind von selbst zurückgekehrt. Bei vier Vermissten ist deren Schicksal bis heute unbekannt.
Wer Lust hat, sich mit seinem Hund ebenfalls bei der Rettungshundestaffel zu engagieren, kann sich unverbindlich informieren oder an einem Training teilnehmen. Hunde sollten zu Beginn der Ausbildung maximal eineinhalb Jahr alt sein, eher jünger. Nähere Informationen erteilen die beiden Staffelleiterinnen Bianca Herz aus Eltmann und Brigitte Lutz aus Haßfurt, erreichbar per E-Mail unter: rettungshunde@kvhassberge.brk.de. Interessierte wenden sich bitte an die BRK-Servicestelle Ehrenamt in Haßfurt, Tel. 09521/9550-18.
Stichwort: Mantrailer, Flächenhund und Trümmerhund:
Mantrailer suchen eine bestimmte Person anhand eines Geruchsträgers. Sie sind in der Lage den Trail (gelaufenen Weg) auch noch nach mehreren Tagen und Wochen nachzulaufen.
Flächenhunde können großflächige Gebiete absuchen. Der Hundeführer durchquert das abzusuchende Gebiet und der Hund durchstreift in weiten spiralförmigen Bögen das Gelände. Dabei suchen die Hunde nach menschlichem Geruch. Diesen Duft können sie auf weite Entfernung wahrnehmen. Sie zeigen jeden Menschen an, der in ihr „Opferschema“ passt. Eine Gruppe Spaziergänger, die zusammen laufen und sich unterhalten, beachtet er nicht, aber zum Beispiel jede Person, die sich nicht rührt oder am Boden liegt. Oder auch wenn sie sich oben in einem Baum befindet.
Trümmerhunde spüren verschüttete Menschen in unwegsamen Gelände auf, beispielsweise nach dem Einsturz eines Wohnhauses oder einer Lagerhalle. Im Ausland werden Trümmerhunde unter anderem nach Erdbeben eingesetzt.
Stichwort: Neues Einsatzfahrzeug:
Das alte Fahrzeug für die BRK-Rettungshundestaffel, ein umgebauter ehemaliger Rettungswagen (Baujahr 1997) mit über 300.000 Kilometern Fahrleistung hat ausgedient. Weitere Reparaturen wären unwirtschaftlich, betont Wolfgang Amend. Die Karosserie hat Schäden, teilweise sind schon großflächige Rostflächen entstanden. Ebenso ist der Motor abgewirtschaftet.
Deshalb muss das Rote Kreuz in ein „neues, modernes Einsatzfahrzeug investieren, um die Suchteams sicher, effektiv und flexibel vor Ort in den Einsatz zu bringen“, wie Kreisgeschäftsführer Dieter Greger verdeutlicht. Angeschafft werden soll ein Ford Transit „Kombi Trend“ mit 125 PS, der Platz bietet für sieben Hundeführer und den Leiter der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) sowie vier Hundeboxen für bis zu acht Hunde. Ausgestattet wird das Fahrzeug mit einem Schranksystem für Einsatzausrüstung wie Kartenmaterial, GPS und Laptop zur Einsatzdokumentation, Sanitätsrucksack und weiteren notwendigen Utensilien.
Die Gesamtkosten werden voraussichtlich 50.000 Euro betragen, wovon rund 30.000 Euro auf das Auto entfallen und der Rest auf Einsatzausrüstung und spezielle Ein- und Umbauten. Ausgerüstet wird das Auto unter anderem mit Allradantrieb für unwegsames Gelände, Klimaanlage und Standheizung für die Hunde, Digitalfunk und GPS. Von den Gesamtkosten sollen rund 25.000 Euro durch Spenden finanziert werden, den Rest trägt der BRK-Kreisverband aus Eigenmitteln, da für derartige Anschaffungen keine öffentlichen Mittel bereitgestellt werden.
BRK-Kreisvorsitzender Landrat Wilhelm Schneider dankt allen Spendern schon im Voraus für die Unterstützung: „Ihre Spenden sind unverzichtbar!“ Diese werden als „große Wertschätzung für das Rote Kreuz empfunden, gleichzeitig sind sie für unsere ehrenamtlichen Helfer Motivation und Ansporn“.
Gespendet werden kann direkt auf das Konto des Bayerischen Roten Kreuzes, Kreisverband Haßberge, IBAN: DE37 7935 1730 0000 080440, Kennwort: „Rettungshunde – neues Einsatzfahrzeug“. Auf Wunsch stellt das BRK eine Spendenquittung aus, die bei der Buchhaltung telefonisch unter 09521/9550-16 angefordert werden kann.