MEMMELSDORF - Bei dem Gerät handelt es sich um einen so genannten Automatisierten Externen Defibrillator (AED). Ein kleines Gerät, das bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand durch Abgabe eines Stromimpulses mitunter Leben retten kann. Das Gerät kann auch von jedem medizinischen Laien ohne jegliche Vorkenntnisse angewendet werden.
Genau darin sehen Alex Toni (Leiter der BRK-Bereitschaft Memmelsdorf) und Anna Berwind (Vertreterin der Dorfjugend) einen großen Vorteil. Jedermann kann das Gerät bei einem medizinischen Notfall im Rahmen einer Reanimation nutzen. Der AED im Gesamtwert von rund 2300 Euro wurde kürzlich im Außenbereich des Gerätehauses von Feuerwehr und BRK in der Straße „Vorstadt“, an der Holzfassade links neben den beiden Fahrzeugtoren angebracht.
Finanziert wurde das Gerät von der Dorfjugend. Mit ihrer beliebten Musik- und Tanz-Veranstaltung „Ängerla“ im Rahmen des Kirchweihwochenendes hatte die Dorfjugend von 1999 bis 2016 oftmals um die 1000 Besucher in das Dorf an der Alster gelockt. Stets spendete die Dorfjugend anschließend die Hälfte des Erlöses an die BRK-Bereitschaft Memmelsdorf zur Unterstützung deren ehrenamtlicher Arbeit. Alex Toni und Anna Berwind ist es ein Anliegen, Spenden aus der Veranstaltung zum Wohle der Ortsbevölkerung einzusetzen. „Mit dieser Investition können im besten Sinne des Wortes sprichwörtlich Menschenleben gerettet werden“, freut sich der BRK-Bereitschaftsleiter.
Kürzlich wurde das Gerät den Mitgliedern der Bereitschaft bei einem Ausbildungsabend vorgestellt, zu dem auch interessierte Bürger aus Memmelsdorf eingeladen waren. Rudi Hauck, stellvertretender BRK-Kreisbereitschaftsleiter und als Notfallsanitäter an der BRK-Rettungswache Ebern tätig, wohnt selbst in Memmelsdorf und wies bei der Zusammenkunft in die Funktionsweise des Gerätes ein.
Das Allerwichtigste ist, keine Scheu zu haben, bei Verletzten oder Erkrankten Erste Hilfe zu leisten. Bricht beispielsweise jemand bewusstlos zusammen und atmet zudem nicht mehr, kommt es sprichwörtlich auf Minuten an. Denn hat jemand einen Herzstillstand erlitten, sinkt dessen Überlebenschance pro Minute, in der nicht mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen wird, um zehn Prozent. Schon nach fünf Minuten bestehen also nur noch 50 Prozent Überlebenschancen. Ein Rettungswagen trifft nach einem Notruf bei der Integrierten Leitstelle unter 112 in aller Regel nach acht bis 15 Minuten an einem Notfallort ein. Wird bis dahin von Ersthelfern keine Reanimation durchgeführt, ist das Leben eines Menschen kaum mehr zu retten.
Deshalb kommt Ersthelfen eine ganz entscheidende Rolle zu. Die von Laienhelfern begonnenen Reanimationsmaßnahmen werden anschließend von Rettungsdienst und Notarzt weitergeführt, wobei zusätzlich Medikamente und auch ein Defibrillator zum Einsatz kommen. Denn bei bestimmten Fällen während eines Herzstillstandes, beim so genannten Kammerflimmern, kann nur ein Stromimpuls wie er von einem Defi ausgelöst wird, diesen Zustand unterbrechen und das Herz im besten Fall wieder in einen „normalen“ Rhythmus überführen.
Nichts anderes macht der Defi, der nun am Feuerwehrgerätehaus hängt. Wenn möglich und in Reichweite, sollte so ein Gerät von Dritten immer zu einer Reanimation hinzu gebracht werden, während ein oder zwei Helfer beim Patienten bleiben und die Wiederbelebung (30x drücken, 2x beatmen) ununterbrochen fortsetzen. Ist man alleine, muss man die Wiederbelebung sofort beginnen und ohne Unterbrechungen weiterführen. „Bitte laufen sie dann nicht erst zum Feuerwehrhaus und holen den Defi, das wäre kontraproduktiv“, so das Bayerische Rote Kreuz.
Der Defi ist an der Holzfassade unter einer Schutzhaube angebracht und so vor Witterungseinflüssen geschützt. Die runde Schutzhülle lässt sich durch Drehen in Pfeilrichtung öffnen und der Defi anschließend herausnehmen. Dabei ertönt ein Signalton, von dem sich Anwender nicht stören lassen sollten. Der Signalton dient lediglich der Diebstahlsicherheit, da durch den lauten Ton Bürger in der Umgebung auf die Entnahme des Geräts aufmerksam werden und so ein Missbrauch erschwert werden soll.
Ist jemand bewusstlos, muss man prüfen, ob er noch atmet. Wenn ja, legt man den Patienten in die stabile Seitenlage und achtet darauf, ob er weiterhin atmet. Stellt man beim Bewusstlosen keine Atmung fest, muss sofort mit der Wiederbelebung begonnen werden. Dabei wird im Wechsel 30-mal der Brustkorb gedrückt und zweimal beatmet. Insgesamt sollte man 100- bis 120-mal pro Minute drücken und das etwa fünf bis sechs Zentimeter tief.
Ein Defi ist dabei ein wichtiger Helfer. Zumal dieser beim Einschalten sofort alle notwendigen Anweisungen per Sprachbefehl gibt. Selbst ein Laie, der noch nie mit so einem Gerät gearbeitet hat, kann es ohne Vorkenntnis anwenden. Man muss nur das tun, was einem gesagt wird, dabei kann man nichts falsch machen.
Stichwort: Kammerflimmern
Kammerflimmern ist eine lebensgefährliche Herzrhythmusstörung im Rahmen eines akuten Herz-Kreislauf-Versagens. Das Herz ist nicht mehr in der Lage, Blut zu pumpen, die Betroffenen werden innerhalb von Sekunden bewusstlos. Unbehandelt führt diese Rhythmusstörung in wenigen Minuten zum Tod.
Normalerweise kontrahieren die Muskelzellen der Herzkammern 60- bis 80-mal pro Minute. Dabei wird das in den Herzkammern gesammelte Blut durch eine koordinierte Kontraktion des Herzmuskels, den Herzschlag, in den Körperkreislauf gepumpt. Zwischen den Herzschlägen füllen sich die Herzkammern erneut mit Blut.
Beim Kammerflimmern ist diese Ordnung plötzlich gestört. Es entstehen sogenannte kreisende Erregungen in der Kammer. Dabei können Frequenzen von bis zu 800 pro Minute auftreten.
Aufgrund dieser sehr schnellen Frequenz kommen bei Kammerflimmern jedoch keine effektiven Herzschläge zustande. Es wird daher kein Blut mehr in den Körperkreislauf gepumpt. Ein Puls ist bei den Betroffenen nicht mehr tastbar. Es kommt zum Kreislaufstillstand.
Beim Kammerflimmern muss versucht werden, den Herzrhythmus durch einen Stromimpuls wieder in den richtigen Takt zu bringen. Dabei wird über die Elektroden per Knopfdruck kurzzeitig Strom in den Körper des Betroffenen geleitet. Weil so alle Muskeln gleichzeitig einen elektrischen Impuls bekommen, kann deren folgende Aktivität wieder synchronisiert werden. Je früher eine Defibrillation durchgeführt wird, desto besser sind die Überlebenschancen der Betroffenen.
Ein Defi erkennt automatisch, ob es sich bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand um ein Kammerflimmern handelt und lässt auch nur dann die Abgabe eines Stromimpulses zu. Liegt bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand hingegen eine Asystolie (umgangssprachlich: Null-Linie des Herzens) vor, kann mit dem Gerät kein Stromimpuls ausgelöst werden, weil dieser nur im Falle eines Kammerflimmerns Nutzen hat. Hier bleibt die Reanimation (30x drücken, 2x beatmen) die einzige Maßnahme, die Laienhelfer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fortführen müssen.
Autor: Michael Will