HOFHEIM - Das Impfzentrum im Landkreis Haßberge ist einsatzbereit. Am Montagnachmittag wurde innerhalb der EU ein Impfstoff zugelassen. Sobald er ausgeliefert ist, kann mit den ersten Impfungen von Bürgern begonnen werden. Der Landkreis Haßberge hat in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Roten Kreuz, Kreisverband Haßberge, ein Impfzentrum für alle mobilen Landkreisbewohner eingerichtet. Es befindet sich im Rotkreuzhaus in Hofheim (Eichelsdorfer Straße 11).
Während der Landkreis für die verwaltungstechnischen Aufgaben, Terminvereinbarungen und die Fragen der Impfstrategie zuständig ist, ist das BRK Betreiber des Zentrums. Es hat dafür MitarbeiterInnen angestellt und in den letzten Wochen eine Reihe von Umbaumaßnahmen vorgenommen. Bei einem gemeinsamen Pressetermin am Dienstagmittag haben Landrat Wilhelm Schneider und BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger gemeinsam mit ihren Mitarbeitern und Vertretern der Ärzteschaft das Impfzentrum bei einem Rundgang vorgestellt.
Am Montag ist auf europäischer Ebene die Zulassung für den Impfstoffs des deutschen Herstellers Biontech und seines Partnerunternehmens Pfizer gegen das Corona-Virus erfolgt, so dass demnächst von einem Impfstart in Deutschland ausgegangen werden kann. „Wir sind bereit und können nach einer Auslieferung des Impfstoffes mit den ersten Impfungen beginnen“, sagt Landrat Wilhelm Schneider.
Dabei kommen auch mobile Teams zum Einsatz, die Bewohner von Pflege- und Seniorenheimen sowie in Behinderteneinrichtungen auf deren Wunsch impfen werden. „Mit dem Impfzentrum und durch die mobilen Teams wird allen Bürgern nach und nach das Angebot gemacht, sich impfen zu lassen und sich so vor einer Erkrankung mit COVID-19 zu schützen“, so Schneider. „Dieser und noch folgende Impfstoffe können uns dabei helfen, Stück für Stück wieder zu einer Normalität im Alltag zurückzukehren.“ Auch wenn dies noch ein längerer Weg sein wird, bis ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen und alle Impfwilligen geimpft werden können, so ruhen auf der Impfkampagne große Hoffnungen.
Landrat Wilhelm Schneider ruft die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises dazu auf, von dem Impfangebot Gebrauch zu machen. Denn nur wenn sich auch ausreichend viele Mitmenschen impfen lassen, werde es gelingen, einen Gemeinschaftsschutz mit einer hohen Immunität zu erreichen.
Grundsätzlich ist das Landratsamt für das komplette Terminmanagement rund um das Impfzentrum verantwortlich, informiert und vereinbart Termine. Zu berücksichtigen ist dabei, dass zwei Impfungen notwendig sind; nach der ersten Impfung muss im Zeitraum von 21 Tagen eine zweite erfolgen, dies muss bei der Koordination ebenso berücksichtigt werden. Die Vorbereitungen für diesen enormen logistischen Aufwand laufen beim Landratsamt dazu auf Hochtouren. Die MitarbeiterInnen des Landratsamtes rund um André Kuhn, Leiter der Verwaltungsgruppe Impfzentrum, haben in den vergangenen Wochen engagierte Arbeit geleistet.
Terminvereinbarungen für die betroffenen priorisierten Bevölkerungsgruppen sind ab Montag, 28. Dezember, unter der Telefonnummer 09521/27-600 beim Bürgertelefon des Landkreises Haßberge möglich. Das Telefon ist Montag bis Donnerstag von 8:00 bis 16:00 Uhr besetzt, am Freitag von 8:00 bis 12:30 Uhr.
Der Dank von Wilhelm Schneider gilt dem Bayerischen Roten Kreuz, Kreisverband Haßberge, für die Übernahme der Betreiberschaft für das Impfzentrum und der Bereitstellung einer Immobilie. „Das Rote Kreuz ist ein starker Partner und unterstützt mit seinen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer dort, wo schnelle und akute Hilfe für Mitmenschen notwendig ist“, so der Landrat. „Das war in der Vergangenheit so und zeigt sich nunmehr wieder aufs Neue.“
Der Landkreis war am 23. November mit der Frage an das BRK herangetreten, ob der Kreisverband eine Liegenschaft als Impfzentrum ertüchtigen und die Betreiberschaft übernehmen könne. „Innerhalb nur weniger Stunden haben wir in engstem Kreis Prüfungen vorgenommen, schnell gehandelt und dies bereits tags darauf zugesagt und erste Pläne ans Landratsamt dazu übermittelt“, beschreibt BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger.
In den letzten Wochen haben nunmehr umfangreiche Anstrengungen stattgefunden, das Erdgeschoss des Rotkreuzhauses Hofheim in ein Impfzentrum umzuwandeln. Vor dem Gebäude, auf dem Areal, auf dem bislang Altkleidercontainer standen, wurden durch ein Bauunternehmen acht zusätzliche Parkplätze angelegt. Das Büro der Sozialstation wurde ausgegliedert und bis auf Weiteres in den Betriebsräumen einer Hofheimer Firma angesiedelt. Blutspendetermine finden bis auf Weiteres ab Januar nicht mehr im Rotkreuzhaus, sondern im „Haus des Gastes“ in Hofheim statt.
Das Impfzentrum wird sieben Tage in der Woche geöffnet sein. Es ist am Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag von 9:00 bis 16:30 Uhr sowie am Mittwoch von 11:00 bis 18:30 Uhr geöffnet. Pro Tag sind in der Anfangszeit bis zu 100 Impfungen möglich. Bei Bedarf kann die Kapazität erhöht werden.
Es gibt eine "Impfstraße" im Sinne einer Einbahnstraßenregelung - beginnend von einer Zugangskontrolle über die Anmeldung, einen Wartebereich, einen Bereich für die ärztliche Aufklärung der Impflinge, den eigentlichen Impfvorgang selbst, einen anschließenden Wartebereich (Impflinge müssen bis zu 30 Minuten nach der Impfung unter medizinischer Aufsicht sein) und einen letzten Checkout.
Das BRK hat für den Betrieb des Impfzentrums Stellen ausgesucht und bis vor wenigen Tagen ein Bewerbermanagement durchgeführt. Gesucht wurden beispielsweise medizinische Fachangestellte, ArzthelferInnen, KrankenpflegerInnen sowie Rettungs- und NotfallsanitäterInnen. Zu den Aufgaben der neuen MitarbeiterInnen, die in Vollzeit und Teilzeit angestellt sind, gehören unter anderem die Aufnahme der Personalien, Dokumentation, Eintragung ins Impfregister, Aufklärung und Information der Impfwilligen, die Einweisung in den Ablauf im Impfzentrum, Vorbereitung und Impfdurchführung auf Delegation sowie Desinfektionsmaßnahmen.
Es sind pro Schicht im Impfzentrum neun MitarbeiterInnen vor Ort, zusätzlich ein Arzt. Für den Betrieb des Impfzentrums werden insgesamt rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sein.
Die ärztliche Leitung des Impfzentrums hat der Ärzteverein Haßberge, der koordiniert und unterstützt. Hier arbeitet das Rote Kreuz eng mit Vorsitzender Dr. Christina Bendig aus Hofheim zusammen. Die Gestellung der Ärzte erfolgt über die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) unter Federführung des Landkreises. Für Vier-Augen-Gespräche zwischen Impfling und Arzt wurde ein separater Container ans Rotkreuzhaus angeschlossen.
Zunächst ist nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission und des Gesundheitsministeriums vorgesehen, über 80-Jährige zu impfen, ebenso Bewohner von Pflege- und Seniorenheimen, Behinderteneinrichtungen sowie besonders gefährdete "Berufsgruppen". Der Bund hat dazu eine Priorisierung nach bestimmten Kriterien vorgenommen (siehe dazu die Coronavirus-Impfverordnung). Hohe Priorität sollen ebenso Personen haben, die in ambulanten Pflegediensten Ältere oder Pflegebedürftige betreuen, die auf Intensivstationen, in Notaufnahmen, in Rettungsdiensten und in den Impfzentren arbeiten.
Die Terminvergabe für das Impfzentrum und die mobilen Teams übernimmt das Landratsamt. Es wird ein logistisch aufwändiges Terminmanagement geben, so dass konkrete Einzeltermine vergeben werden. Entsprechende Informationen dazu wird es demnächst seitens des Landratsamtes geben.
Impfwillige können nicht "einfach so" im Impfzentrum vorbeikommen. Lediglich nach vorheriger Terminvereinbarung und mit Vorlage entsprechender Unterlagen und Berechtigungsnachweisen durch das Landratsamt ist eine Impfung möglich. Alle anderen Personen können nicht zur Impfung zugelassen werden und erhalten keinen Zutritt. Die Eingangskontrolle findet mithilfe eines Sicherheitsdienstes statt. Der Zutritt ins Impfzentrum ist zudem nur mit einem Mund-Nasen-Schutz zulässig. Personen mit Krankheitssymptomen können nicht eingelassen und geimpft werden. Ältere Bürger, die Unterstützung benötigen, können eine Begleitperson mitbringen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat zuletzt davon gesprochen, dass ein Impfstart zum 27. Dezember möglich sein könnte. Wann es im Impfzentrum Haßberge dann tatsächlich mit den ersten Impfungen losgeht, ist nach jetzigem Kenntnisstand noch unklar. Die Bevölkerung wird rechtzeitig informiert.
Als Verantwortliche vor Ort sind die BRK-Mitarbeiter Daniel Schirmer und Daniel Imhof mit der Leitung des Impfzentrums betraut worden. Der Betrieb des Impfzentrums ist zunächst bis zum 30. Juni 2021 vorgesehen. Ob eine Verlängerung erfolgen muss, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
PM 080 / 2020 . Text u. Fotos: Michael Will / BRK.