BRK-Rettungshundestaffel Haßberge richtet bayernweite Prüfungstage aus. Besondere Herausforderungen für Mensch und Tier.
Haßfurt / Kirchaich - Wo sich der Mensch zum Teil nur schwer fortbewegen kann, gelingt dies Hunden auf vier Pfoten mitunter spielend leicht. Bei der Suche nach Vermissten im unwegsamen Gelände haben die Rettungshundestaffeln des Bayerischen Roten Kreuzes deshalb besondere Bedeutung. Mit Geschick, jahrelanger Ausbildung und ihren „Supernasen“ können die Vierbeiner Menschen auch unter Trümmern aufspüren. Die Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Haßberge hat kürzlich für Kollegen aus ganz Bayern in der Gemeinde Oberaurach eine sogenannte „Trümmerprüfung“ ausgerichtet. Zwei Tage lang mussten sich dabei insgesamt 18 Teilnehmer mit ihren Rettungshunden theoretischen und praktischen Prüfungsaufgaben unterziehen, wobei das Zusammenspiel von Mensch und Tier besonders wichtig ist. So müssen bei einer Trümmerprüfung nicht nur die Rettungshunde ihr Können und ihren Gehorsam unter Beweis stellen, auch den Hundeführern wird theoretisches Wissen und praktische Einsatztaktik abverlangt. Dass so eine Prüfung hohe Herausforderungen bereithält, zeigt die Erfolgsquote: Von 18 Teilnehmern konnten zwölf, und damit nur zwei Drittel der Prüflinge, die Aufgaben bewältigen. Bei den Mitgliedern der BRK-Rettungshundestaffeln handelt es sich übrigens nicht um hauptamtliche Rettungskräfte. Sie üben ihren Dienst allesamt ehrenamtlich aus und leisten damit einen wichtigen Teil innerhalb des Rettungs- und Hilfeleistungssystem des Bayerischen Roten Kreuzes, das dem Ehrenamt einen hohen Stellenwert beimisst. Prüfungsleiter Wolfgang Amend, Mitglied der BRK-Rettungshundestaffel Haßberge, spricht den zwölf erfolgreichen Absolventen der Trümmerprüfung seine Glückwünsche aus. Sie hätten eindrucksvoll bewiesen, dass sie den hohen Herausforderungen für den Trümmersuchdienst in den Rettungshundestaffeln gewachsen sind. Für die Teilnehmer, die diesmal nicht erfolgreich sein konnten, ist das allerdings noch lange kein Grund, aufzugeben. Sie können erneut zur Trümmerprüfung antreten. Denn die für diese spezielle Aufgabe innerhalb einer Staffel vorgesehenen Rettungshunde, sind allesamt „Profis“ und bereits als sogenannte Flächensuchhunde im Einsatz, um vermisste Menschen im unwegsamen Gelände, in Wäldern, in freier Landschaft oder auch in Dörfern und Städten zu finden. Die Trümmersuche ist eine Zusatzqualifikation. Im Rahmen der Trümmerprüfung müssen nach einem theoretischen Fragenteil für den Hundeführer anschließend Unterordnungsübungen von den Hunden bestanden werden, also Kommandos wie „Sitz!“, „Platz!“, „Steh!“ und „Fuß!“. Es schließt sich nach Worten von Wolfgang Amend eine Gewandtheitsprüfung an, bei der die Vierbeiner sich beim Überwinden verschiedener Geräte (Fassbrücke, Leiter, Wippe, Tunnel) beweisen müssen. Der letzte Teil der Trümmerprüfung konzentriert sich schließlich auf die Suche nach Vermissten in schwer zugänglichem Gelände. Im Ernstfall kommen Trümmerhunde beispielsweise zum Einsatz, wenn nach Explosionen Menschen in eingestürzten Häusern oder Industrieanlagen gesucht werden müssen oder nach Naturkatastrophen wie Erdbeben. Für die Prüfung diente in den Haßbergen als Gelände ein Steinbruch am Ortsrand von Kirchaich in der Gemeinde Oberaurach. Dort mussten die Hunde in dem weitläufigen Areal innerhalb von 20 Minuten drei unter Trümmern und Steinen versteckte Vermisste finden. Die Personen sind dabei so versteckt, dass für den Hund keine direkte Möglichkeit zur Kontaktaufnahme besteht. Lediglich durch seinen Geruchssinn kann er die Menschen aufspüren, sie unter den Trümmern aber nicht sehen. Durch lautes Bellen zeigt er an, wenn er jemanden gefunden hat. Der Hundeführer muss schließlich alles Weitere in die Wege leiten, um den aufgespürten Vermissten aus seiner misslichen Lage zu retten. Besonders knifflig: Die Rettungshunde dürfen sich bei ihrer Suche beispielsweise nicht von äußeren Einflussfaktoren ablenken lassen, wie zum Beispiel herumliegende Nahrung oder lose Kleidungsstücke, die menschlichen Geruch verströmen könnten. Dankbar ist Prüfungsleiter Wolfgang Amend dem Streinbruchbesitzer, der das Gelände in Kirchaich für die Prüfungstage unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat und auch der Spielvereinigung Unterschleichach für die bereit gestellte Unterkunft in deren Vereinsheim. An der Trümmerprüfung haben Mitglieder der BRK-Rettungshundestaffeln aus Würzburg, Aschaffenburg, Oberallgäu, Kitzingen, München, Miesbach, Coburg, Bad Windsheim, Neumarkt/Oberpfalz und Fürth teilgenommen. Die BRK-Rettungshundestaffel Haßberge hat derzeit 18 Mitglieder mit insgesamt 21 Rettungshunden, davon sechs geprüfte Flächensuchhunde, drei geprüfte Man-Trailer und ein Trümmersuchhund. Zwei Junghunde gehen nächstes Jahr den Eignungstest an. Pro Jahr werden die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Rettungshundestaffel im Landkreis Haßberge und in angrenzende Landkreise durchschnittlich 30- bis 40-mal zu Vermisstensuchen alarmiert. Die Rettungshundestaffel ist zudem auf der Suche nach neuen Interessenten, die sich in der ehrenamtlichen Arbeit des Roten Kreuzes engagieren möchten. Wer Interesse hat, meldet sich bei Fachdienstleiterin Bianca Herz oder stellvertretender Fachdienstleiterin Brigitte Lutz; beide sind erreichbar über die Servicestelle Ehrenamt des BRK-Kreisverbandes Haßberge unter Telefon 09521/9550-227.PM 062 / 2018. Text & Fotos: Michael Will / BRK.