Angehöriger spricht von Schicksal und dankt den BRK-Rettern
Nach Kohlenmonoxid-Unfall mit sieben Verletzten: Bruder einer Betroffenen schildert, wie dramatisch die Situation war
UNTERSTEINBACH - Die Umstände, die am Freitagnachmittag zur Rettung von mehreren Bewohnern eines Mehrparteienhauses in Untersteinbach geführt haben, sind nach Mitteilung des Bayerischen Roten Kreuzes mehr als glücklich. Demnach hatte nicht, wie zunächst von der Polizei mitgeteilt, eine im Haus befindliche Bewohnerin den Notruf verständigt, sondern die Mutter der 19-Jähirgen, die später zusammen mit ihrem 25 Jahre alten Freund sprichwörtlich in letzter Minute von Einsatzkräften und einem Ersthelfer gerettet werden konnten. In dem Wohnhaus in der Hofäckerstraße war es aus zunächst unbekannten Gründen zum Austritt von Kohlenmonoxid gekommen (wir berichteten). Die ersten, noch am Freitag von der Schweinfurter Kripo übernommenen Ermittlungen deuten nach Angaben der Polizei vom Samstag auf einen technischen Defekt an der Heizungsanlage hin. Vom Keller des Hauses aus habe sich das Gas demzufolge im gesamten Haus ausgebreitet.
Dass die zur Mittagszeit im Haus befindlichen Personen allesamt noch rechtzeitig gerettet werden konnten, dürfte alles in allem glücklichen Umständen geschuldet sein. Darauf hat der Bruder der 19-Jährigen am Wochenende in einem Gespräch mit Michael Will, Pressesprecher des BRK-Kreisverbandes Haßberge, aufmerksam gemacht. Dem Mann sei es nach Mitteilung des Roten Kreuzes wichtig, darauf hinzuweisen, wie schicksalhaft die Ereignisse in den Mittagsstunden gewesen sind.
Nach seiner Darstellung hatte seine Mutter, die in einem Nachbarort lebt, einen Termin beim Hausarzt. Als sie kurz zuvor von ihrer Tochter via Handy eine schriftliche Nachricht mit dem Hinweis erhalten habe, dass es der jungen Frau nicht gut gehe und sie schlapp sei, habe die Mutter kurzerhand entschieden, bei ihrer Tochter persönlich nach dem Rechten zu sehen, um sie eventuell gleich mit zum Hausarzt zu nehmen.
Als die 50 Jahre alte Mutter kurz darauf in Untersteinbach eintraf und an der Haustür in der Hofäckerstraße klingelte, war die 19-Jährige offenbar noch mit letzter Kraft in der Lage, die Haustür per Knopfdruck zu öffnen. Augenblicke später, als die Mutter die Treppe zum Obergeschoss nach oben gelaufen und in der Wohnung angekommen war, lag die junge Frau bereits im Hausflur und habe sich nicht mehr regen können. Ihr 25 Jahre alter Freund habe im Schlafzimmer gelegen, ebenfalls nicht in der Lage, selbstständig zu gehen.
Die 50-Jähirge habe daraufhin sofort den Notruf 112 gewählt und die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt verständigt. Von dort wurde ein Rettungswagen zur medizinischen Hilfeleistung entsandt. „Es war also alles in allem sehr glücklich, dass meine Schwester mehr oder weniger von der Mutter aufgefordert wurde, mit zum Hausarzt zu kommen und sie dann abgeholt werden sollte“, sagt ihr Bruder. Die ganze Familie und auch die weiteren Bewohner des Mehrparteienhauses hätten einen Schutzengel gehabt, ist der junge Mann überzeugt.
Als wenig später das Team eines Rettungswagens von der BRK-Rettungswache Eltmann eintraf und zu den beiden Patienten ins Obergeschoss ging, schlug ein an der Rettungsdienstausrüstung mitgeführter CO-Warner plötzlich Alarm. Ein Hinweis darauf, dass in dem Gebäude eine über dem normalen Grenzwert befindliche Belastung mit Kohlenmonoxid (CO) vorlag. Zusammen mit einem Ersthelfer gelang es Notfallsanitäter Jürgen Bäuerlein und seinem ehrenamtlichen Kollegen Holger Eiter, alle Bewohner des Hauses aus der Gefahrenzone zu retten und ins Freie zu bringen.
Anschließend wurden von der Rettungswagenbesatzung weitere Rettungskräfte und die Feuerwehr nachgefordert. Insgesamt waren schließlich fünf Rettungswagen aus Eltmann, Gerolzhofen, Bamberg, Schlüsselfeld und Zeil, ein Notarzteinsatzfahrzeug aus Gerolzhofen sowie drei Rettungshubschrauber aus Ochsenfurt, Nürnberg und Bayreuth, insgesamt vier Notärzte, die Feuerwehren Untersteinbach und Eltmann sowie mehrere Polizeistreifen der Inspektion Haßfurt am Einsatzort.
Während die 19-Jähirge und ihr 25-jähriger Freund sowie eine 68 Jahre alte Frau mit den Rettungshubschraubern in Spezialkliniken nach Ludwigsburg und Wiesbaden geflogen wurden, kamen vier weitere Betroffene, darunter die Mutter der 19-Jährigen, in Kliniken nach Bamberg und Gerolzhofen. Wäre die Mutter nicht gewesen und hätte sie nicht kurzerhand nach dem Rechten gesehen, wer weiß, wie es den Hausbewohnern ergangen wäre. Sie hatten sich nach Angaben von BRK-Pressesprecher Michael Will allesamt in Lebensgefahr befunden, denn Kohlenmonoxid ist ein farb-, geruch- und geschmackloses giftiges Gas. Abhängig von der Konzentration könne es schon nach kurzer Zeit zur Bewusstlosigkeit und zum Tod führen. Erste Symptome seien Unwohlsein, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen.
Dem Bruder der 19-Jährigen, der namentlich nicht genannt werden möchte, ist es ein Anliegen, sich bei der BRK-Rettungswagenbesatzung aus Eltmann sowie allen anderen Helferinnen und Helfern öffentlich zu bedanken, wie er am Samstag gegenüber dem BRK mitteilte. „Vielen, vielen Dank für eure gute Arbeit und großen Respekt vor dem professionellen Vorgehen“, schreibt er. „Ich wünsche jedem, dass er im Ernstfall auf Leute wie euch trifft, die ihr Handwerk beherrschen und auf die absoluter Verlass ist. Ich spreche euch tiefen Dank aus.“ Der Mann ist froh darüber, dass seine Mutter zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle war und die Retter alarmieren konnte. So habe das Leben der im Haus befindlichen Bewohner gerettet werden können, „zusammen mit den vorbildlichen Rettungskräften. Alles in allem ein Dankeschön dem Schutzengel und für eure heldenhafte Arbeit!“.
<hr />
PM 010 / 2019. Text u. Foto: Michael Will / BRK.